MARJO KYLLÖNEN

Leiterin der Bildungsbehörde in Helsinki

Gewitter statt Mathe

Warum Finnland die Schulfächer abschaffte

Finnland ist spätestens seit der ersten PISA-Studie so etwas wie der Marktführer in der Bildungspolitik, der Branchenprimus sozusagen. Im Anschluss an das, was das Feuilleton den “PISA-Schock” nannte, schickte man eine Vielzahl von Delegationen in den hohen Norden, um zu verstehen, was die Bildungsvisionär*innen in Finnland besser machen, als jene aller anderen Länder.

Umso überraschender war es dann, als Finnland vor drei Jahren ankündigte, sein bisheriges Bildungssystem über den Haufen zu werfen und die klassischen Schulfächer, wie wir sie auch in Deutschland kennen, zugunsten von “Phänomenbasiertem Lernen” landesweit abzuschaffen. Die finnischen Schüler*innen lernen bereits seit letztem Jahr nicht mehr unterteilt in klassische Disziplinen wie Mathematik und Erdkunde, sondern phänomenbasiert. So gehe es in einer immer komplexer werdenden Welt zunehmend darum, Zusammenhänge zu erkennen und diese fächerübergreifend zu begreifen und zu diskutieren.

Der Kopf hinter diesem finnischen Konzept ist Marjo Kyllönen, die Leiterin der Schulbehörde in Helsinki. Sie ebnete gemeinsam mit ihrem Team den Weg in eine neue Ära der Bildungspolitik und revolutionierte so ein althergebrachtes Modell, das sich aus unserer Perspektive in Deutschland kaum anders vorstellen lässt.

Marjo sagt über diese Entwicklung: „Es gibt Schulen, die auf die altmodische Weise unterrichten, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorteilhaft war – aber die Anforderungen sind nicht mehr dieselben und wir brauchen etwas, das zum 21. Jahrhundert passt“.

In ihrem Vortrag, für den sie eigens aus Helsinki nach Witten kommen wird, erzählt sie uns, was in Finnland anders läuft, was wir von Finnland lernen können und ob diese kleine Insel der Bildungsglückseeligkeit noch weitere Asse im Ärmel versteckt hält, wenn es um die Zukunft der Bildung geht.